70. Geburtstag von Anton und Ingrid Leitner

Anton und Ingrid Leitner

Anton und Ingrid Leitner am 13.12.2008 im Atelier von Boerboom & Vogt (München)

Ganz herzlich möchte ich heute auch im Netz meinen Eltern Anton und Ingrid Leitner zu ihrem 70. Geburtstag gratulieren.

Mein Vater Anton Leitner Senior ist bekanntlich Autor in meinem Verlag, für den er eine Serie von sehr erfolgreichen Lateinlernhilfen (inzwischen über 20.000 verkaufte Exemplare) verfasste . Derzeit arbeitet er intensiv am vierten Band der Reihe Prüfung/Lösung/Übung, der im Frühjahr 2010 erscheinen wird. Er feierte am 20. Dezember 2008 im engsten Familien- und Freudeskreis seinen runden Geburtstag.
Anton Leitner Senior ist studierter Altphilologe und ein außergewöhnliches Sprachtalent. Neben Latein und Altgriechisch beherrscht er  die englische und französische Sprache. Er spricht fließend italienisch und spanisch und verfügt desweiteren über Kenntnisse im Neugriechischen, Türkischen und Russischen. Von 1980 bis 2003 leitete er das von ihm gegründete Carl-Spitzweg-Gymnasium in Unterpfaffenhofen-Germering. Die Schule wurde überregional bekannt, weil der persönliche Führungsstil meines Vaters von einem menschlich-liberalen Umgang mit Eltern und Schülern geprägt war, die für ihn stets im Zentrum des Lehrbetriebs standen.

Meine Mutter Ingrid Leitner feiert am morgigen 12. Januar 2009 ihren 70. Geburtstag. Sie verwandte große Geduld, insbesondere auf meine musische Erziehung, und ihr habe ich es wohl entscheidend mit zu verdanken, dass ich meine vielfältigen Ideen auf denjenigen Bereich konzentrieren konnte, den ich vermutlich am besten beherrsche: Die deutsche Sprache. Wie oft hat sie mir als Schüler und Student den Rücken freigehalten!

Ich sage meiner Mutter und meinem Vater ganz herzlich “danke” und betrachte es als besonderes Glück, in diesem Elternhaus aufgewachsen zu sein. Zum Doppeljubiläum habe ich meinen Eltern ein Gedicht aus dem Nachlass von Rainer Maria Rilke ausgesucht, das mir gerade zu diesem Anlass sehr passend erscheint:

SPAZIERGANG

Schon ist mein Blick am Hügel, dem besonnten,
dem Wege, den ich kaum begann, voran.
So faßt uns das, was wir nicht fassen konnten,
voller Erscheinung, aus der Ferne an –

und wandelt uns, auch wenn wirs nicht erreichen,
in jenes, das wir, kaum es ahnend, sind;
ein Zeichen weht, erwidernd unserm Zeichen …
Wir aber spüren nur den Gegenwind.

Rainer Maria Rilke

Gute Poesie ist Grundnahrungsmittel

Liebe Besucherinnen und Besucher,

unser großes Fest naht und ich bin inzwischen ein wenig erschöpft von den anstrengenden Vorbereitungsarbeiten. 50 bekannte Dichter „unter einen Hut zu bekommen“, ist keine leichte, aber dafür eine umso spannendere Aufgabe. Das öffentliche Interesse an unserer Mega-Nacht der Liebespoesie ist sehr groß. Eine Besprechung jagt die andere.

Ich führe in diesen Tagen viele Gespräche mit Journalisten, die über den 15. Geburtstag unserer Zeitschrift DAS GEDICHT berichten möchten. Dabei werde ich immer wieder gefragt, was ich mir nach 15 Jahren Herausgeberschaft eines erfolgreichen Lyrikmagazins wünsche. Nun, mein Wunsch war es von Anfang an, den praktischen Beweis dafür zu erbringen, dass gute Poesie keine verschwurbelte „Fachsprache“ für abgehobene Spezialisten ist, sondern ein geistiges Grundnahrungsmittel für wirklich jeden Menschen. Denn als Wechselspiel von Logik und Gefühl bringt die Sprache auf den Punkt, eröffnet mit oft sehr wenigen Worten einen ganzen Kosmos, ist nicht selten dialogisch, nah am Lied und deshalb besonders gut memorierbar. Die besten Verse nisten sich ohnehin lebenslang im Gedächtnis ein und führen ein kreatives Eigenleben im Kopf.

Insgesamt wünsche ich mir, dass Deutschland wieder mehr an seine Tradition als Land der „Dichter und Denker“ anknüpft. Denn Gedichte, die sich meist vollkommen einer materiellen Bewertung verweigern, können mit geradezu verschwenderischer Leichtigkeit „einen Tag retten“, wie es der große argentinische Dichter Roberto Juarroz einmal formuliert hat. Viele gute Gedichte, das ist meine feste Überzeugung, können sogar ein ganzes Leben retten, mindestens aber bereichern – und Kleinkrämerei, Geiz und der unmenschlichen Durchökonomisierung subtil und subversiv entgegenwirken.

Heute hat mir dtv ein Vorabexemplar meiner im Februar erscheinenden Gedichtsammlung „Zu mir oder zu dir? Verse für Verliebte“ geschickt, die – im Sonderformat des Kultbändchens „SMS-Lyrik“ – wiederum in der Reihe Hanser erscheint (Februar 2008) und sich an Leserinnen und Leser ab 14 Jahre wendet. Diese Anthologie präsentiert eine Fülle von kurzen Gedichten, die allesamt zeigen, dass es möglich ist, komplexe Lebenssachverhalte mit einfachen Worten kunstvoll auszudrücken. Gedichte, die kein Germanistikstudium erfordern, um sie zu begreifen, aber uns mit ihrem Sprachfluss, ihrer Melodik, sofort ergreifen, wie bereits der erste lyrische Text im Buch, das „Vorspiel“ von Peter Maiwald:

„Das Lieben macht schön.
Das Lieben macht klug.
Es braucht sehr wenig.
Zwei sind genug.

Das Lieben macht krank.
Das Lieben macht matt.
Es braucht sehr wenig.
Weh, wer es hat.“

Mit diesem poetischen Vorspiel über „Das Lieben“ und Leben verabschiede ich mich heute von Ihnen und würde mich freuen, Sie am 22. Januar 2008 um 19 Uhr im Literaturhaus München begrüßen zu dürfen – ein Abend, bei dem mit Sicherheit keine Langeweile aufkommen wird, denn sie ist der größte Feind der Literatur.

Mit herzlichen poetischen Grüßen
und bis bald,

Ihr Anton G. Leitner

„Die Arche der Poesie“ ist bei dtv erschienen – zur Zeit mit eigener Abstimmungsmöglichkeit auf der Startseite von dtv: www.dtv.de / „Kinder, Kinder!“ ist heute bei Reclam erschienen

Liebe Besucherinnen und Besucher,

eigentlich wollte ich Sie schon längst an dieser Stelle über weitere Aktualitäten informiert haben, aber das Jahr 2007 beansprucht meine Arbeitskraft derartig, dass ich erst heute die Zeit finde, Sie kurz auf den laufenden Stand zu bringen.

Unsere Frühjahrstournee für „Herzenspoesie“ war sehr erfolgreich, aber anstrengend. Ich war, begleitet von meiner Frau Felizitas (und meistens auch von dem Gitarristen Martin Finsterlin), kreuz und quer unterwegs in Deutschland. Von Frankfurt am Main über Darmstadt bis Aachen, Köln, Leipzig, Passau und Kiel, um nur einige Stationen zu nennen. Wenn Sie „Anton G. Leitner“ googlen, finden Sie dazu etliche Pressestimmen im Netz; darunter auch kuriose Stimmen, z. B. diejenige eines Wiesbadener Lokal-Kolumnisten namens Jens Frederiksen, der vielleicht erst über meine neue dtv-Anthologie „Die Arche der Poesie“ von der Existenz unserer Zeitschrift „Das Gedicht erfahren hat. Frederiksen reibt sich verwundert die Augen, dass aus dem Umfeld einer so unbekannten Zeitschrift ein eigener Lyrik-Kanon entstehen kann. Recherche ist und bleibt offenbar selbst für manche Journalisten ein Fremdwort. Wie auch immer: Der Mann erntet jetzt im Internet so einigen Spott. So muss er sich von einer Netzzeitung fragen lassen, ob und warum in Wiesbaden nicht das Nachrichtmagazin Der Spiegel gelesen werde …

Apropos „Arche der Poesie“: Ich freue mich sehr darüber, dass mir der Deutsche Taschenbuch Verlag die Möglichkeit eingeräumt hat, aus unserer Umfrage nach den „Lieblingsgedichten der Dichter“ (vgl. Das Gedicht Nr. 14) eine so wunderbar gestaltete Anthologie herauszugeben, die alle relevanten Gedichte aus der Aktion versammelt. Dass diese Sammlung gegenwärtig den ersten Platz auf dem Internetportal von dtv einnehmen darf, betrachte ich als große Auszeichnung und Chance. Denn alle Besucherinnen und Besucher der dtv-Seiten www.dtv.de erhalten dadurch die Möglichkeit, im Wege der Abstimmung die Platzierungen des Lyrik-Rankings virtuell zu verändern. Während sich im Buch Hölderlin mit deutlichem Abstand vor der Konkurrenz als Lieblinsdichter der deutschsprachigen Dichterinnen und Dichter behauptet, macht ihm auf den Internetseiten von dtv gerade Joachim Ringelnatz seinen Platz auf dem Dichter-Thron streitig …

Heute haben mich übrigens auch die Belegexemplare meines jüngsten Reclam-Bändchens „Kinder, Kinder!“ erreicht, das in der berühmten Universalbibliothek des Verlags erschienen ist und ab morgen zum Spottpreis von € 3,60 in allen Buchhandlungen erworben werden kann. Ich glaube, dieser Betrag ist für das Bändchen gut angelegt, das ich mit folgenden Versen von Matthias Claudius einleiten lasse:

Ein Dito

Es hat sich gedreht und hat sich hat sich gedreht,
Eh’s dazu kam, geboren zu werden;
Was wird wohl aus dem Kindlein werden?
– Ein Poet! –

Mit diesen Versen verabschiede ich mich heute von Ihnen
mit herzlichen Grüßen und
den besten Wünschen für viele poetische Momente
bis bald

Ihr Anton G. Leitner

Leonce-und-Lena-Preis 2007 an Christian Schloyer, Förderpreise an Andrea Heuser und Nora Bossong

Zwei Preisträger in unserer druckfrischen Anthologie „Ein Teddy aus alten Tagen. Kind & Kegel-Gedichte“ (POESIE 21, Nördlingen, Februar 2007)

Liebe Besucherinnen und Besucher,

es ist mir eine besondere Freude, Ihnen mit Christian Schloyer, Andrea Heuser und Nora Bossong wiederum drei junge Autorinnen und Autoren als Preisträger des Leonce-und-Lena-Wettbewerbs (Literarischer März) der Stadt Darmstadt präsentieren zu können, deren Arbeit uns bestens vertraut ist und die wir bei ihren ersten Schritten in den Literaturbetrieb begleiten durften.

Wie Sie wissen, gilt der Leonce-und-Lena-Preis der Stadt Darmstadt als eine der bedeutendsten deutschen Auszeichnungen für Nachwuchsdichter. Darmstadts Oberbürgermeister Walter Hoffmann verlieh am gestrigen Abend den mit 8000 Euro dotierten Hauptpreis an den 1976 in Erlangen geborenen jungen Lyriker Christian Schloyer, der heute in Nürnberg lebt. Eines der ersten Gedichte Christian Schloyers, mit dem er an die Öffentlichkeit trat, heißt „filou“. Es thematisiert „sex im freien“ („im strandkorb / ein specht klopft auf holz, weckt herzklopf / erinnerung …“) und wurde von mir für die Anthologie „GRÜN PFLANZEN“ (2005) des ersten Lyrik-Wettbewerbs unserer Redaktion DAS GEDICHT/Lektorats-Service ausgesucht und darin zum ersten Mal publiziert. Auch in der Anthologie „LASS UNS HERZEN. 24 Stunden Poesie“ unseres zweiten Lyrikwettbewerbs (2006) ist Schloyer vertreten (mit seinem Liebesgedicht „sojus / rendezvous“). Vor wenigen Tagen erschien in unserer dritten Wettbewerbsanthologie „Ein Teddy aus alten Tagen. Kind & Kegel Gedichte“ (herausgegeben von Gabriele Trinckler in der neuen Reihe POESIE 21) sein „3stimmiger kanon“: „bist du un-ge-liebt weil / du so hor-niss-chen bist du / un-ge-liebt weil du so hor // niss-chen bist du un / geliebt weil du so an-lauf / nimmst wie-der wie […]“.

Der mit 4000 Euro verbundene Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis ging an die 1972 in Köln geborene Andrea Heuser, die heute in München lebt. Andrea Heuser ist sozusagen „Hausautorin“ unserer Zeitschrift DAS GEDICHT. Erst im Februar 2007 trat sie bei unserem Verlags-Hausabend in Weßling auf. Sie ist in vielen meiner Anthologien publiziert, u. a. auch in der aktuellen Wettbewerbsanthologie „Ein Teddy aus alten Tagen. Kind & Kegel Gedichte“ mit dem lyrischen Text „Vor dem verschwinden: loben“ (www.poesie21.de). Andrea Heusers Gedicht „du bist mein herz“ gehört übrigens zu meinen liebsten Liebesgedichten und nimmt deshalb auf meinem aktuellen CD-Projekt „Herzenspoesie“ (zusammen mit Anna Thalbach, Alexander Khuon und Martin Finsterlin) bei Eichborn eine zentrale Rolle ein:

du bist mein herz
sitzt im brustkorb
die brust ist ein korb
du bringst bienen
zum summen mein herz
ist ein bienenkorb
die brust ist voll honig
du bist du bist süß
du bist klebrig du bist
feucht bleicher tau
vor dem frühling
im busen du bist
wo du bist
wo mein herz sitzt
du bist
du bist im honig
du bist bei den bienen
du bist luft –
du bist wo die brust
den korb nicht bekommt
wo der frühling
mit dem atmen verfliegt

Andrea Heuser

Natürlich wird „du bist mein herz“ auch im Rahmen von „Leipzig hört“ bei „Herzenspoesie live“ rezitiert, auf der Leipziger Buchmesse am Donnerstag, den 22. März 2007 um 15:30 Uhr im FOCUS Hörbuchcafé, Halle 3, Stand C511.

Der zweite mit 4000 Euro verbundene Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis ging an die 1982 in Bremen geborene Nora Bossong. Bossong publizierte zum ersten Mal in der Jubiläumsausgabe Nr. 10 von DAS GEDICHT (Sommer 2002). Nora ist mir bereits Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre während meiner Jurorentätigkeit für den „Bundeswettbewerb Schüler schreiben. Treffen Junger Autoren“ als eine der jüngsten Autorinnen aufgefallen und seit ihrer Kindheit der Literatur treu geblieben.

Ich gratuliere Andrea Heuser, Nora Bossong und Christian Schloyer auch im Namen unserer Redaktion DAS GEDICHT ganz herzlich zu ihrem großen Erfolg und wünsche ihnen alles Gute für die weitere kreative Arbeit. Wir werden ihre literarische Produktion weiterhin aufmerksam verfolgen und konstruktiv-kritisch begleiten.

Herzliche Grüße aus Weßling
und einen schönen Restsonntag
und bis bald

Ihr Anton G. Leitner