Weihnachtsgruß aus der DAS GEDICHT Redaktion mit »Fliegenbitte« von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Feuerholz im Schnee (Foto: Jan-Eike Hornauer)

Ein frohes Fest und ein möglichst friedliches Jahr 2023,

in dem nicht vor allem eiskalte Diktatoren und Kriegstreiber sowie ihre Spießgesellen die Nachrichtenlage bestimmen und Tod und Verderben in die Welt bringen, sondern vielmehr Poetinnen und Poeten mit ihrer Sprachakrobatik die Welt verzaubern und ihr ein etwas menschlicheres Gesicht geben, das wünschen Ihnen und uns allen

Anton G. Leitner
und sein Team
der Zeitschrift DAS GEDICHT

Toi, toi, toi und alles erdenklich Gute! Und von ganzem Herzen ein Dankeschön an alle, die uns mit Rat und Tat dabei geholfen haben, auch das dritte Pandemiejahr in Folge wirtschaftlich zu überstehen.


***

August Heinrich Hoffmann
von Fallersleben (1798-1874)

Fliegenbitte

Gönnt doch dem kleinen Wintergast
Im warmen Zimmer Ruh und Rast.
Da draußen ist gar schlimme Zeit,
Es stürmt und regnet, friert und schneit.

Ach, mein Begehren ist nur klein,
Ich nehme wenig Raum nur ein!
Im Blumenbusch am Fenster hier,
Da such’ ich mir ein Nachtquartier.

Und wird es mir darin zu kalt,
So ist mein liebster Aufenthalt
Beim alten Fritzen auf dem Hut,
Da sitz’ ich sicher, warm und gut.

Und kommt der heil’ge Christ heran,
Dann freu’ ich mich wie Jedermann,
Weihnachten soll’s für mich auch sein,
Ein Kuchenkrümchen wird schon mein.

Drum lass die arme Flieg’ in Ruh,
Sie hat ein Recht zu sein wie du.
Nun, liebes Kind, nun freue dich
Und sei noch lustiger als ich!

Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr 2019

Allen Besucherinnen und Besuchern meiner Internetseiten, allen liebgewonnenen Büchermenschen, besonders aber allen Freundinnen und Freunden der Lyrik wünsche ich ein Weihnachtsfest 2018 mit vielen poetischen Momenten und ein gesundes, glückliches und friedliches neues Jahr 2019.

Anton G. Leitner. Foto: Volker Derlath

Anton G. Leitner. Foto: Volker Derlath

An dieser Stelle möchte ich mich noch ganz besonders herzlich bei all jenen bedanken, die mir in den Tagen schwerer Krankheit im Jahr 2018 beigestanden sind und mir mit Rat und Tat geholfen haben, wieder gesund zu werden. Mit den verlorenen 22 kg Körpergewicht lebt es sich buchstäblich leichter, auch wenn es sicherlich angenehmere Methoden gibt, abzunehmen. Ein besonderer Dank gebührt meiner Frau und Hausärztin Felizitas und allen weiteren behandelnden Ärztinnen und Ärzten, meinen Eltern Ingrid und Anton Leitner, meiner Mitarbeiterin Gabriele Trinckler, unserer Redaktion DAS GEDICHT und einer ganzen Reihe von alten wie neuen Freundinnen und Freunden, von etlichen Poetinnen und Poeten und den vielen Leserinnen und Lesern, die mich nach Kräften unterstützten.

Eure Solidarität war mein persönliches Wunder im Jahr 2018 und die Wertschätzung meiner künstlerischen und editorischen Arbeit durch Euch hat mich ermutigt und zugleich ermuntert, mich so viel zu bewegen wie selten zuvor in meinem Leben. Und so habe ich eine körperliche Kondition zurückgewonnen, wie ich sie zuletzt als junger Hüpfer hatte, und ich hätte wirklich nicht gedacht, wie viel Vergnügen es macht, regelmäßig meine Poetenstube zu verlassen und zu schwimmen, zu wandern, so viel es nur geht. Oft bin ich jetzt auch noch spät nachts unterwegs, weil mir jede Menge Arbeit liegen geblieben ist, und ich nicht früher aufbrechen kann, aber gerade diese einsamen Nachtwanderungen, bei denen ich niemandem begegne, bieten eine gute Gelegenheit, um den Stoff für neue Gedichte gedanklich vor- und aufzubereiten.

Dass ausgerechnet im Jahr 2018, in dem ich krankheitsbedingt monatelang ausgefallen bin, meine Gedichte so viel übersetzt wurden wie selten zuvor, u. a. ins Arabische, Kroatische, Englische und Französische, und dass erst vor kurzem, im November, ein stattlicher Auswahlband meiner Gedichte aus 35 Jahren in englischer Sprache („Selected Poems 1981–2015“) bei SurVision Books in Dublin erschien, ist ein sehr beglückendes Gefühl, das ich insbesondere dem Engagement meiner Übersetzer Richard Dove, Paul-Henri Campbell und Yulia und Anatoly Kudryavitsky zu verdanken habe, letzterer ist auch mein Verleger für den englischen Sprachraum.

Im Anschluss an diese Zeilen finden Sie ein Weihnachtsgedicht von mir, das ich aus meinen „Selected Poems“ ausgekoppelt habe, um es Ihnen auf diese Weise zugänglich zu machen.

Bleiben Sie der Poesie
und meiner Arbeit rund um DAS GEDICHT
auch weiterhin gewogen.

Alles Gute, toi, toi, toi,
auf ein neues Lyrikjahr,
Ihr
Anton G. Leitner

 

Christmastide

I.

History,
In the night
Of his birth,

Does not take another
Retrograde step. Some
Found their

Dream illumined
By electric
Light.

Then the candles
Burned
To the rhythm of the

Programmed
Timer
And no honey

Dripped
From Jesse’s
Tree.

II.

Once a year
The moon turns two
Benevolent blind

Eyes, bestowing
Its light upon
A star.

Three men
Find the road
To the end

Of the night. No
Smoke can
Deceive them.

Their gift
Is a cross
Which grows

With the child.
One for all
And all

Against him.
How it ends,
We all know.

© Anton G. Leitner, Weßling
Translated from the German by Richard Dove
Translations © Richard Dove, Munich

Anton G. Leitner: Selected Poems

Anton G. Leitner: Selected Poems

aus
Anton G. Leitner:
Selected Poems 1981–2015
SurVision Books, Dublin 2018